BEES AT VUMBURA, Okavango Delta / Botswana (29.11.2000)
Author: Brigitte Cross
Nach fünfundzwanzig Jahren des Buschfliegens könnte man meinen, dass ich wirklich an alle Möglichkeiten der Sicherheit gedacht habe beim Abstellen des Flugzeuges im Busch. Das Flugzeug, ZS-MMD, ist in einem echten Dornenzaun geparkt, um Hyänen abzuwehren, die Luftzufuhren des Motors sind gegen übermäßigen Staub abgedeckt, selbst die winzige Öffnung des Pitotkopfes (für Fluggeschwindigkeitsmessungen erforderlich) hat eine kleine Kappe, damit keine Insekten darin nisten. Die Steuerungen sind an Ort und Stelle gesperrt.
Was kann man noch tun? Die Imkerei beherrschen, offensichtlich!
An einem schönen Novembertag in Vumbura erreichen wir das Flugzeug, Gepäck soll geladen werden für einen kurzen Flug nach Mombo. „MMD“ ist mit Bienen umschwirrt. Der Schacht des Bugrades wurde besetzt, das Flugzeug ist in ein Bienenhaus umgewandelt. Ein raunendes, „Au, du hast da ein Problem“ von Rex, dem Guide – hilft mir jetzt auch gerade nicht. Wir nähern uns vorsichtig. Die Ratschläge der Passagiere konkurrieren mit dem Summen der Bienen. Rex schweigt. Die Bienen sind nicht aggressiv, bei der Absicht, ihr neues Territorium zu etablieren. Ich frage mich, wie weit sie sich bereits häuslich eingerichtet haben. Es gibt keine Flugzeugbedienungsanleitung, in der die Auswirkungen von Bienenwachs und Honig auf elektrische Kabel und dergleichen beschrieben sind! Ganz zu schweigen von Bienenstichen für den Piloten!
Da Rex im Schweigen verharrt, entscheiden wir uns, zuerst unsere eigene natürliche Methode auszuprobieren. Ich schaffe es, ins Cockpit zu gelangen, ohne den halben Schwarm mitzunehmen, den Motor zu starten und auf dem Rollfeld hin- und her zu fahren. In einer Ein-Motorigen Maschine hätte das funktionieren können, aber es gibt nicht genug Propellerwind bei meiner Zwei-Motorigen Maschine um die fleißige Armee von Arbeiterinnen abzuschrecken, die stolz darauf sind für Ihre Königin eine Behausung gefunden zu haben, wovon diese noch späteren Generationen erzählen kann.
Glücklicherweise macht unser kleines Manöver sie nicht aggressiv, sondern nur entschlossener. Als ich den Moter ausmache, sind sie wieder da.
Rex schweigt. Ich werde ein wenig ärgerlich, denn ich erwarte von ihm ein Wunder.
Immer die Prioritäten der Passagiere beachtend, beschließe ich, nach Mombo zu fliegen, mit ausgefahrenem Bugrad, und wenn ich einige Bienen dadurch mitnehme, so sei es! Allerdings muss das Gepäck vorne geladen werden! Na ja, bisher haben sie niemanden gestochen. Also wage ich mich durch die schwirrende Menge, sehr langsam, und öffne das vordere Gepäckfach. Das hätte ich zuerst tun sollen, denn jetzt ist alles klar. Hier ist ihre Wunschbehausung und hier haben sie sich niedergelassen, um ihre Brut aufzuziehen; der Schacht des Bugrads ist lediglich der Ein- und Ausgang. Irgendwo hier ist die Königin in einer dicken Traube von Anhängerinnen!
Der Anblick ruft mir ins Gedächtnis: Der Bücherschrank in Vumbura! Hier suchen Bienenschwärme immer wieder ein zu Hause. Ich habe oft gesehen, dass es eine Bekämpfungsmethode gibt. Endlich spricht Rex. »Elefantendung«, befiehlt er, »und Streichhölzer«. Der rauchende Dung ist die traditionelle Art in der Wildnis, um an wilden Honig zu gelangen. Wir werden sie ausräuchern, ohne Schaden für Mensch, Tier und Maschine. Elefantendung findet sich reichlich. Das Gleiche kann man leider nicht über Streichhölzer sagen.
Die Pilotin verflucht sich selbst, die Vorschriften eines jüngst besuchten Sicherheitstrainings befolgt zu haben. Davor wären Streichhölzer mit Sicherheit in der Flugtasche zu finden gewesen, wenn nicht sogar ein Feuerzeug. Man muss wohl ab und zu auch praktisch denken – morgen wird aufgefüllt.
In der Zwischenzeit mutieren die Passagiere zu Pfadfindern. Mit Brillengläsern, Ferngläsern und Toilettenpapier bewaffnet (immer im Landrover zu finden) wird versucht ein Feuer zu entfachen – erfolglos. Bevor wir auch noch versuchen mit „Stöckchenreiben“ ein Feuer zu erzeugen, wählen wir lieber den modernen Weg. Der Plan ist: Wir senden einen Funkspruch ans Camp und bestellen Streichhölzer und ein Tablett. Der Dung wird auf das Tablett gelegt und in ausreichender Entfernung (weg vom vollen Flugzeugtank) entzündet. Mit dem qualmenden Dung nähern wir uns wieder dem Flugzeug.
Wären wir nur unter uns geblieben! Die neu aus dem Camp angekommene Helfertruppe verbreitet Panik, wo vorher Ruhe und Gelassenheit herrschten. Die Erinnerung an einen kürzlich erlebten, ernsten Zwischenfall durch einen Bienenstich und seine Folgen bei einem Gast im Camp war noch frisch. Während Rex noch dabei ist, entfernt von der Meute, den Dung zum Qualmen zu bringen, wollen die Helfer den Bienen mit den mitgebrachten Insektensprays zu Leibe rücken. Genau das wollen wir ja verhindern – aggressive Bienen. Die brauchen wir nicht! Alles was wir wollen sind leicht benebelte Bienen, die zu der Erkenntnis kommen, dass diese Behausung nicht die beste Idee war.
Und es funktioniert! Auch wenn ich den Anfang mache mit dem ersten rauchenden Dung Richtung vorderes Gepäckfach, sind Rex und Mkosi (ein zweiter Guide) die wahren Helden. Umschwärmt von Bienen wagen sie sich mit noch mehr rauchendem Dung in alle von Bienen besetzen Winkel des vorderen Flugzeugs vor. Uns bietet sich jetzt ein atemberaubendes Naturschauspiel: Dicht über dem Flugzeug versammeln sich die Bienen, scheinbar noch unsicher mit der Situation. In kreisförmiger Flugformation fliegt der Schwarm Richtung Busch zu einem hoffentlich geeigneteren Zuhause.
Gepäck laden, Abschied, Abflug und Landung bei Mombo – ohne erwähnenswerte Ereignisse.
Der einzige Bienenstich bei dieser Aktion passiert beim Gepäck entladen in Mombo.
Die einzige, mitgeflogene, jetzt nicht mehr so friedliche Biene, sticht den fleißigen, nichts ahnenden Gepäckträger.