Henner Papies
Name
Henner Papies, Jg. 1988
Seit wann imkere ich und wie kam ich zur Imkerei?
Mein erstes Volk bekam ich 2019 von meinem Kollegen Heiner Plückebaum, der auch bei uns im Verein ist und mit dem ich mir u.a. einen Stellplatz teile. Die Imkerei fand ich schon immer spannend und der Gedanke, selbst Bienen zu halten, geisterte mir schon lange durch den Kopf. Damals wohnte ich aber noch mitten in Köln und unser Garten war so klein, dass an Völker nicht zu denken war. Heiner leitete damals die Imker AG unserer Schule und so hatte ich dort die Möglichkeit einen ersten Einblick zu bekommen. Parallel fing ich an, mich über Literatur und Youtubebeiträge immer mehr mit der Thematik zu beschäftigen. Als wir dann in unser Haus draußen im Bergischen zogen, bestand endlich die Möglichkeit Bienen im eigenen Garten zu halten und so zog das erste Volk ein. Heiner hatte damals von irgendjemandem ein Volk auf Dadant bekommen, obwohl er eigentlich auf Zander imkert. Dieses habe ich übernommen und bin seitdem auch bei Dadant geblieben.
Was ist meine Lieblingstätigkeit beim Imkern?
Ein wenig variiert dies in Abhängigkeit von der Jahreszeit. Wenn die Saison im Frühling langsam beginnt, hat man ja schon ein wenig Entzug und freut sich auf die ersten Durchsichten. Acht Wochen später sieht das dann doch wieder anders aus 😄 . Eigentlich mag ich aber alle Arbeiten am Volk, auch das körperliche Buckeln bei der Honigernte mache ich gerne, wenn man abends mit schweren Knochen die Honigeimer in den Keller bringt und sich über eine gute und leckere Ernte freut. Abfüllen, cremig rühren, etikettieren – all die Arbeiten rund um die Honigvermarktung, das empfinde ich eher als lästig – hier wird man aber ja noch mit einem tollen Produkt belohnt. Die Wachsgewinnung und -verarbeitung, die kann ich mir aber nie wirklich schön reden. Einfach nur phantastisch ist es, wenn man am Flugloch hockt und das Treiben auf dem Flugbrett beobachtet. Es gibt immer etwas zu entdecken und ist viel aufschlussreicher, als man zu Beginn meinen mag, dies ist vielleicht meine absolute Lieblingsbeschäftigung.
Was war mein schlimmstes Erlebnis beim Imkern?
Um 05:00 Uhr sonntags klingelt der Wecker, 05:45 Uhr Ankunft am Stand auf der Streuobstwiese um die Völker einzupacken und an einen anderen Stand zu bringen, aus Bequemlichkeit ziemlich weit auf den Hang gefahren. Vier Völker eingepackt und ins Auto verladen und dann gnadenlos festgefahren. Da man sonntags um 06:30Uhr niemanden wecken möchte, habe ich alle Völker wieder ausgeladen, das Auto abgeschlossen und bin dann 6km nach Hause gelaufen. Nachmittags haben wir mit dem Traktor das Auto von der Wiese gezogen. Die Bienen sind auf der Wiese für den Rest der Saison verblieben und an diesem Tag reifte auch die Entscheidung nur Standimkerei zu betreiben.
Meine schönsten und lustigsten Momente beim Imkern?
Schöne Momente gibt es immer reichlich, oftmals klein und gar nicht so erwähnenswert, bereichern sie die Imkerei doch so sehr. All die kleinen Naturbeobachtungen,die man so nebenbei tätigt, würde ich nicht missen wollen. Steinkäuze in den alten Apfelbäumen, Füchse, die nur 20 Meter entfernt durch die Schafherde laufen oder Blindschleichen bei der Paarung beobachten. Schön sind auch die Momente, bei denen man mit mehreren Kolleg:innen am Stand ist und an den Völkern arbeitet. Immer wieder lernt man was, schaut sich gute Handgriffe und Tricks ab und fachsimpelt über dieses und jenes. In diesem Jahr habe ich gemeinsam mit Thomas Lenzhölzer Königinnen vermehrt. Das hat irre viel Spaß gemacht und wird im nächsten Jahr sicherlich wiederholt.
Wieviele Stiche bekomme ich pro Jahr?
In diesem Jahr habe ich von meiner Frau eine Imkerkiste zum runden Geburtstag nebst Dadantsmoker bekommen, beides Anschaffungen, die ich nur empfehlen kann. Spaßeshalber, und weil die Frage nach der Stichanzahl auch immer von meinen Schüler:innen kommt, habe ich in dieser Saison auf der Kiste eine Strichliste geführt. Bis zum 30. Oktober waren es 46 Stiche. In der Regel arbeite ich an den Wirtschaftsvölkern mit Schleier, an den Ablegern und Königinnen ohne Schutz. Handschuhe oder eine Bluse ziehe ich eigentlich nie an, durch die Handschuhe bin ich viel zu grob und spüre oft zu spät, wenn ich ein Biene quetsche. Im Laufe der Zeit hat sich die Reaktion auf die Stiche auch extrem verringert. Zu Beginn hatte ich tagelang dicke Finger oder Hände, mittlerweile weiß ich nach zwei Stunden meist nicht mehr, wo genau der Stich war.
Welche Rolle nehme ich im Verein ein?
Leider reicht es zur Zeit nur zum passiven Mitglied. Baustellen am Haus, zwei Hunde, ein kleines Kind und viele Nebenprojekte an der Schule sowie im privaten Bereich binden mich doch stark ein. Aber das wird sich hoffentlich in absehbarer Zeit ändern.
Welche Anschaffungen würde ich tätigen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
Ein kleiner eigener Raum für all den Kram, mit Schleuder und Abfüllmöglichkeit wäre mein absoluter Traum – der meiner Frau wohl auch. Ansonsten gibt es natürlich ganz viele tolle Spielereien, die man anschaffen könnte, eigentlich komme ich aber auch so ganz gut klar und hoffe, in den nächsten Jahren nicht mehr so viel investieren zu müssen. Für den kommenden Sommer wird es aber auf jeden Fall einen Sonnenwachsschmelzer geben.
Was war meine bisher größte Honigausbeute (und in welchem Jahr)?
Über Kilo spricht man ja nicht, dieses Jahr war aber schon ziemlich gut, vor allem die Frühtracht. Mein bestes Volk hat mir allein über 60kg eingebracht, ganz ohne Wanderung. So darf es im nächsten Jahr gerne weitergehen.
Lieblingshonigsorte?
In den Cevennen gibt es unglaublich leckeren Maronenhonig, extrem würzig und intensiv, das ist wahrscheinlich mein Lieblingshonig. Generell mag ich Honige mit eher intensivem Geschmack, Heidehonig, Waldhonig oder auch eine schöne Spättracht aus dem Bergischen. Rapshonig ist absolut nicht meins, generell bevorzuge ich flüssigen Honig.
Mein imkerliches Markenzeichen?
Ein „Markenzeichen“ habe ich sicherlich nicht. Mein Ansatz ist es gedanklich flexibel zu bleiben und sich offen mit den unterschiedlichen Arten, wie man Völker führt, auseinanderzusetzen. Dogmatisches mag ich nicht, das hilft der ganzen Geschichte nicht und verkrampft die Köpfe. In den Wintermonaten versorge ich mich mit Literatur und schaue, was ich davon mit in die neue Saison nehmen kann. Immer wieder erhellend ist dabei die Lektüre von Bruder Adam, den habe ich schon mehrfach gelesen und bin immer auf interessante Zusammenhänge gestoßen. Generell versuche ich bei erfahrenen Imkern Lösungen für Probleme zu finden, die mich stören bzw. mit denen ich mich unwohl fühle. So habe ich z.B. sehr schnell aufgehört Drohnenbrut zu schneiden oder Völker mit Ameisensäure zu behandeln, bisher auch ziemlich erfolgreich und ohne besondere Probleme bei der Auswinterung.
DIB- oder Neutralglas?
Ich mag das DIB-Design absolut nicht, deshalb fülle ich in neutrale Gläser ab. Für die Vermarktung ist DIB aber sicherlich eine sehr sinnvolle Sache.
Welche Bienenprodukte stelle ich her?
Bislang beschränke ich mich auf Honig, cremig und flüssig in 500gr Gläsern. Da ich aber großer Fan von Propolis bin, möchte ich hier im nächsten Jahr auch tätig werden. Zudem werde ich mich mal an Wettercreme versuchen, die aber nur für den Eigenbedarf bzw. als Geschenk für Nachbarn und Freunde.
Mein ultimativer Tipp für angehende Imker:innen?
Lesen, lesen, lesen! Es gibt viele gute Bücher und aus jedem Buch kann man etwas mitnehmen, die bestehende Meinung/Überzeugung auf den Prüfstand stellen oder sich auch in der Abgrenzung bestärken. Definitiv hilft es dabei den Bien besser zu verstehen. Wenn man immer nur einer Linie folgt, ist es sehr schwierig bei Situationen, die so nicht im Lehrbuch stehen, eine Entscheidung zu treffen. Das Buch Bienengemäß Imkern von G. Friedmann würde ich an dieser Stelle empfehlen, da es gute Fragestellungen behandelt.
Als zweiter Tipp würde ich jedem Neuling raten, bei möglichst vielen Imker:innen mitzugehen, sich unterschiedliche Beutensysteme anzuschauen und Vor- und Nachteile abzuwägen. Ich habe in den letzten Jahren Erfahrung mit zwei Systemen gemacht und in beiden Systemen Völker über den Sommer bis zur Ernte betreut. Den Bienen ist es sehr wahrscheinlich egal, wie die Holzkiste heißt, in der sie wohnen. Für mich persönlich hat sich aber eine der Betriebsweisen als angenehmer zu bearbeiten und logischer in der Führung herausgestellt.
Tipp 3: Weniger in den Völkern rumwühlen! Jeden Eingriff vorher abwägen und den Bienen Ruhe lassen. Viele Probleme entstehen durch zu häufige Eingriffe ins Volk zudem kostet jeder Eingriff Honig. Tipp 4: Auf gute Königinnen setzen! Es muss gewiss nicht die prämierte Inselkönigin sein, aber mit guten Königinnen ist die Arbeit doch um einigesangenehmer und sehr wahrscheinlich schlägt es sich auch positiv in der Ernte nieder.
Der kleine Anhang:
Drei Bücher, die ich immer wieder mal raushole und gerne darin lese, alle unabhängig vom Beutensystem zu empfehlen:
- Bienengemäß imkern, Günter Friedmann, BLV Verlag – Tolle imkerliche Praxis am Bien orientiert und mit großem praktischen Bezug
- Bienen im Kopf, Bernhard Heuvel, Buschhausen Verlag – sicherlich in einigen Punkten strittig, dennoch unfassbar umfangreich, informativ und mit spannenden Ansätzen.
- Bruder Adam – Meine Betriebsweise, Bruder Adam, Franckh Verlag – muss man wohl nicht viel zu sagen.
Zur reinen Unterhaltung empfehle ich wärmstens das Buch Fliegen lassen – Wie man radikal und konsequent neu wirtschaftet, Hans-Dietrich Reckhaus – ein wunderbar skurriles Aufeinandertreffen von Naturschutz, Kunst und mittelständischem Unternehmertum. Was passiert, wenn ein Hersteller von Insektenvernichtungsmitteln beschließt, keine Insekten mehr zu töten?
Abschließend noch ein kulinarischer Anhang, ein altes Familienrezept
Honigkuchen auf dem Blech
Zutaten:
- 300g Honig
- 200g brauner gemahlener Zucker
- 125g Butter oder Margarine
- 3tl Honigkuchengewürz
- 125g gemahlene Mandeln
- 100g Korinthen
- 6 Esslöffel Wasser
- 3 Eier
- 50g Kakao
- 500g Mehl
- 1 1/2 Päckchen Backpulver
Belag:
- Aprikosenmarmelade
- Schokoladenlasur (bitter)
Zubereitung:
Honig, braunen Zucker und die Butter sanft erwärmen und auflösen. Honigkuchengewürz, Mandeln, die gewaschenen Korinthen und Wasser zu dem Honiggemisch geben, die Masse kaltstellen. Mehl mit Kakao und Backpulver in eine Schüssel sieben und mit dem Honiggemisch und den Eiern zu einem Rührteig verrühren. Backblech mit Backpapier auslegen, den Teig gleichmäßig darauf streichen.
Backen:
- Heißluft: 160 Grad für 35 Min. (vorheizen), anschließend noch 5 Minuten im ausgeschalteten Ofen lassen.
- Ober- und Unterhitze: 180 Grad (vorheizen) für 35 Min., anschließend noch 5 Minuten im ausgeschalteten Ofen lassen.
Den Kuchen nach dem Backen auskühlen lassen. Aprikosenmarmelade durch ein Sieb streichen, gleichmäßig auf den Kuchen geben und mit der aufgelösten Schokoladenglasur überziehen. Wenn die Schokoladenglasur fest ist, mit einem großen Messer (zwischendurch in heißes Wasser tauchen) den Kuchen in gleichgroße Stücke schneiden. Er hält sich in Blechdosen mehrere Wochen. Er sollte mindestens zwei Wochen kühl lagern, dann ist er gut durchgezogen.
Guten Appetit!