Das Bienenjahr – ein unendlicher Kreislauf
Januar
Winterruhe im Bienenstock. 10000 bis 15000 Arbeiterinnen bilden eine Wärmekugel um die Königin. Den Kern der Traube heizen sie mit Honigkraft auf 35°C hoch, gute Bedingungen für ein Brutnest.
Februar
Steigt die Temperatur auf mindestens 10°C, beginnt es im Stock zu brausen. Das Volk nutzt den ersten warmen Tag zum Reinigungsflug. Weil gesunde Bienen ihre Notdurft niemals im Stock verrichten, müssen sie dringend ihre Kotblase entleeren. Die orangefarbenen Pünktchen auf Autos und Fensterscheiben spült der nächste Regen weg. Wäsche muß leider noch mal gewaschen werden.
März
Ist der Monat schon warm, wächst das Brutnest von Tag zu Tag schneller. Dann bringen auch die Sammlerinnen schon einiges an Futter von früh blühenden Pflanzen wie Krokus, Weide und Erle nach Hause. Ist es kalt, brauchen die Bienen viel Energie, um den Nachwuchs zu wärmen. Das Frühjahr kann zur kritischen Hungerzeit werden. Nach und nach sterben die Winterbienen. Kurzlebigere Sommerbienen übernehmen ihre Aufgaben.
April
Wenn das Wetter mitspielt, beginnt die Obstblüte – Äpfel, Birnen, Kirschen, Stachelbeeren, auch Ahorn und Löwenzahn blühen im Frühjahr. Volk und Honigvorräte wachsen. Täglich schlüpfen etwa 2000 Bienen. Außer Arbeiterinnen werden jetzt auch Drohnen aufgezogen. Hauchzarte, neue Waben aus weißem Wachs entstehen.
Mai
Das Volk erreicht mit 40000 Bienen und mehr seine maximale Größe. Der Fortpflanzungstrieb erwacht. Die Bienen legen 10 bis 20 Weiselzellen für die Aufzucht neuer Königinnen an. Bevor die erste schlüpft, schwärmt ein großer Teil des Volkes mit der Altkönigin aus, um sich eine neue Bleibe zu suchen. Nachdem die erste Thronfolgerin geschlüpft ist, kann es einen weiteren Schwarm geben, manchmal sogar einen dritten. Die verbleibenden Jungköniginnen kämpfen auf Leben und Tod. Die Siegerin übernimmt nach ihrem Hochzeitsflug das Zepter im alten Stock und beginnt Eier zu legen. Die Bevölkerung wächst nun wieder.
Juni
Das Bienenjahr erreicht seinen Höhepunkt. Bis zur Sommersonnenwende am 21.Juni ist alles auf Wachstum ausgelegt. Sobald die Tage kürzer werden, beginnt die Vorberreitung auf den Winter.
Juli
Das Volk beginnt zu schrumpfen. Die Königin legt weniger Eier als im Früjahr. Die Schwarmzeit ist vorbei. Die Bienen ernten Frühsommertracht, z.B. Himbeere, Brombeere, Linde und Heckenrose.
August
Die Bienen sammeln Nektar von Spätblühern, um sich Vorräte für den Winter anzulegen. Die Königin legt deutlich weniger Eier. Die Winterbienen, die jetzt schlüpfen , leben statt der üblichen 5 Wochen bis zu acht Monate.
September
Der Nektareintrag geht stark zurück. Spätestens jetzt tobt die “Drohnenschlacht”. Zuerst hören die Innendienst – Bienen auf, ihre Brüder zu füttern, dann werfen sie sie hochkant vor die Tür, also zum Flugloch hinaus. Draußen sterben die geschwächten Drohnen.
Oktober
Die Wächterinnen verkleinern das Flugloch, um es besser verteitigen zu können. Im laufe des Monats stellt die Königin das Eierlegen ein. Die Bienen ziehen sich zur Wintertraube zusammen.
November
Selbst bei strengem Frost ist es im Kern der Bienenkugel mindestens 20°C warm. Die Bienen lassen ihre Flugmuskeln vibrieren und erzeugen so Wärme. Wenn es den außen sitzenden Tieren zu kühl wird, tauschen sie ihre Plätze mit Schwestern im Inneren, wo sie sich auch aus den Honigvorräten bedienen. Je nach Größe “verheizt” ein Volk im Winter 12 bis 20 Kg hart erarbeiteten Brennstoff.
Dezember
Bereits kurz nach der Wintersonnenwende am 21. Dezember beginnt das neue Bienenjahr. Die Bienen heizen das Innere ihrer Wärmekugel wieder bis auf 35°C hoch. Und die Königin legt dort erste Eier in leer gefressene Honigzellen. Von nun an werden täglich mehr Bienen geboren – bis zur Sommersonnenwende am 21.Juni. Das Volk wächst und schrumpft im Einklang mit dem Sonnenstand.