Interview mit Albert Wienstroer
„Nimms den Schwachen, gibs den Starken“
Am 24.5.2022 besuchte ich Albert Wienstroer zuhause in Brombach bei Overath in seinem Schleuderraum, wo es sich beim Schleudern vortrefflich Schwaden lässt. Honig, Bärenfang, Propolistinktur und Cremes sowie Königinnenzucht sind Teile Alberts vielseitiger Imkerei.
Eine Bienenzeitschrift, in der ein Kollege blätterte, war 1982 der auslösende Funke für Alberts Einstieg in die Imkerei.
Mit vier Völkern im Zandermaß und Bienen, die ihn total zerstachen, begann er das Imkern.
Albert wurde Mitglied im Bensberger Verein, der damals aus ca. zehn Mitgliedern bestand, „alles alte Knacker“, wie Albert sagt. Man traf sich ein Mal jährlich.
Wenig später vereinigten sich dieser und der Bergisch Gladbacher Bienenzuchtverein.
Sein Wissen las er sich in drei Büchern an und er besuchte Tageskurse in Mayen zu den Themen Seuche, Honig und Königinnenzucht.
Auf seiner informativen Homepage sind nicht nur Monatsbetrachtungen zu finden:
„Ich imkere seit 1982 und habe damals mit 4 Bienenvölkern angefangen, inzwischen sind es 19 und es ein Nebenerwerb daraus geworden.
Ich arbeite mit der Carnicabiene im Zandermaß in Vollholzbeuten. Die Varroamilbe wird ausschließlich biologisch bekämpft. d.h. Mit den zur Zeit zugelassenen biologischen Mitteln Ameisensäure, Oxalsäure und Thymianöl Produkten. Ein eigener Wachskreislauf gehört zu meiner Betriebsweise, so kann ich chemische Belastungen durch zugekauftes Wachs ausschließen. Weil ich auf Chemie verzichte ernte ich auch mein eigenes unbelastetes Propolis.“
Mit Erich Rappenhöner ist Albert gemeinsam in den Raps in die Eifel gewandert.
Viele Jahre ist er bereits Jungimkerwart und hat für den Verein Vorträge und Schulungen, u.a. Honigkurse des Deutschen Imkerbundes, gehalten. An der Waldorfschule in Refrath hat er jahrelang auf dem Weihnachtsmarkt einen Honigstand zur Weihnachtszeit gehabt. „Die Kinder habe ich immer probieren lassen. – Die haben an dem Tag locker sieben Gläser Honig leer gemacht. Rapshonig kam am besten bei den Kindern an.“
Albert hat viele Stammkunden, die auch von weit her kommen und kartonweise Honig kaufen. Er verwendet die Gläser vom Deutschen Imkerbund.
Albert erzählt: „Ich war immer naturverbunden. Es ist faszinierend: Bienen tun was für die Gemeinschaft, sie sind keine Egoisten. Aus einer Handvoll Bienen wird eine schwere Honigzarge. Nektar wird in Milligramm eingetragen und ich kann später die Honigräume kaum noch anheben. Ich war so fasziniert, dass ich meine Bienen sogar im Kofferraum mit in den Familienurlaub genommen habe. Ich habe in Spanien eine Hacienda mit Grund und Boden gemietet und dort meinen Ableger, den ich für die Fahrt mit Lüftungsdeckel versehen habe, fliegen lassen. Das ist natürlich heute undenkbar.
Ich gucke genau, was blüht.
Ich bin gewandert: In die Apfelplantage mit acht Völkern nach Meckenheim. Damals bekam ich 30,-DM pro Volk für ihre Bestäuberleistung. Ich wandere in den Raps in der Eifel, aus der ich stamme. Im Pfälzer Wald wandere ich die Edelkastanie an. Dort bezahle ich 5,-€ pro Volk. In Adorf in der Eifel gibt es im Spätsommer Mischtracht und Waldtracht. Durch das Fichtensterben weiß ich nicht, ob da dieses Jahr überhaupt etwas kommt.“
Hast du einen Tipp für Jungimker?
„Nimms den Schwachen, gibs den Starken.“ – Dann kriegst du Honig und starke Völker. Es klingt paradox, als Mensch möchte man den Schwachen etwas geben, doch meine Erfahrung zeigt, dass es bei den Bienen andersherum sinnvoller ist.
Wenn ich wandere und am Ende der Tracht weiterziehen möchte, besprühe ich die Bienen abends vor dem Flugloch mit Wasser. Dann gehen sie hinein. Aber es ist zu bedenken, dass Wasser den Honig nass macht.
Ich benutze auch den Smoker. Duftstoffe wie Nelkenöl nehme ich nicht, weil der Honig dann danach riecht. Aber das muss jeder selbst wissen.
Alberts Kraftquelle und Freude sind seine Frau, drei Kinder und mittlerweile vier Enkelkinder.
Alberts jahrelange Erfahrung, seine durchdachten Handgriffe, der sorgfältige Umgang mit den Bienen und nicht zuletzt seine Freude an den Immen ist sichtbar: Da geht einem das Herz auf!