Interview mit Adolf Zirden
Adolf Zirden ist eines der ältesten Mitglieder im Bienenzuchtverein Bergisch Gladbach, Jahrgang 1934, Mitglied seit 1985
Adolf Zirden hat 2020 die städtische Ehrennadel in Gold für sein vielfältiges Engagement in verschiedenen Vereinen wie der Karnevalsgesellschaft KG Narrenzunft, dem SSV Jan Wellem 05, dem Bienenzuchtverein Bergisch Gladbach und verschiedenen Männergesangsvereinen bekommen. Er war Gründungsmitglied des Pfadfinderstammes „Folke Bernadotte“ und engagiert sich für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge .

Bei sonnigem Frühlingswetter besuchte ich Adolf Zirden im März 2021 in seinem selbst gebauten finnischen Holzhaus in Bergisch Gladbach-Sand. Auf der Terrasse konnte ich ihn (mit coronasicherem Abstand) interviewen.
Herr Zirden, im Bienenzuchtverein sind Sie eines der ältesten Mitglieder, bis heute werden Sie um Rat gebeten.
Was machten Sie beruflich und wie konnten Sie Ihre Kenntnisse in unserem Verein einbringen?
Ich war bis vor zwölf Jahren selbständiger Landschaftsgärtnermeister. Zunächst wurde ich Baumschulmeister. Später habe ich meinen Meister der Floristik gemacht, denn ich wollte ausbilden. Meine Frau hatte vierzig Jahre lang das Blumengeschäft in der Martin-Luther-Straße in Heidkamp.
Ich habe überall in Bergisch Gladbach für die Stadt Sträucher und Bäume gepflanzt.
Bis heute bin ich im Verein Obmann für Bienenweide und Pflanzenschutz. Bei der Jahreshauptversammlung halte ich noch immer meinen jährlichen Bericht.
Ich notiere in meinem Kalender, wann Bienen zum ersten Mal auf ihrem Reinigungsflug zu sehen sind, wann sie zum ersten Mal fliegen und Pollen eintragen. Ich befasse mich komplett mit der Natur, ich bin Botaniker.
Schauen Sie mal: Die vielen Misteln da drüben!
Die blühen jetzt und werden fleißig angeflogen. Das wissen die Wenigsten.
Die Weidenkätzchen liefern Pollen und Nektar, bei der Hasel ist nur Pollen zu holen, da sind nicht so viele Bienen.
In meinem Garten habe ich im Herbst 650 Krokusse gesetzt. Die kommen jetzt in den nächsten Tagen, dann ist hier ein Blütenmeer. Dann blüht mein Bergahorn und der Feldahorn. Da brummt der ganze Baum! So viel Bienenweide kann man gar nicht aussäen, wie auf einem Baum an Nektar zu finden ist.
Voriges Jahr hatte ich Anfang Mai schon volle Honigräume und konnte mit meinem Sohn zusammen schleudern. Das war, bevor die Obstblüte eingesetzt ist.
Wann haben Sie Ihr erstes Bienenvolk bekommen?
Vor 50 Jahren habe ich von Imkermeister Neu in meiner Nachbarschaft in Sand meine ersten Bienen bekommen. Er meinte, „Das ist nicht viel Arbeit. Nur im Mai, wenn viel Tracht da ist und man erweitern muss, und wenn Schwarmkontrolle gemacht werden muss, dann gibt es etwas zu tun.“
Ich habe aber festgestellt, dass es bis auf die Wintermonate das ganze Jahr über Arbeit ist.
Mit welcher Beute haben Sie begonnen?
Damals war die Freudensteinbeute sehr verbreitet. Das sind Hinterbehandlungsbeuten, das war wie ein kleiner Schrank mit Türen, bei denen man mit Wabenzangen die Waben herausholte. Damals hatte bestimmt die Hälfte der Imker die Freudensteinbeute.
Dann bin ich umgestiegen auf Deutsch Normalmaß in Frankenbeuten, das entspricht dem Zandermaß. Im Warmbau passen zwölf Waben rein.
Man kann sie auch im Kaltbau verwenden, dann gehen nur 9 bis 10 Waben rein.
Ich hatte maximal sechs Beuten, meist vier oder fünf. Seit einem Jahr habe ich keine Bienen mehr. Meine Beuten habe ich dem Verein geschenkt.
Wo haben Sie Ihr Basiswissen über die Imkerei bekommen?
Ich bin in den Gladbacher Bienenzuchtverein eingetreten. Da waren wir damals um die 25 Männer. Wir passten alle einen Tisch.
Als wir uns mit dem Bensberger Verein zusammenschlossen, waren wir 45 Mitglieder, da gab es dann schon ein bis zwei Frauen im Verein.
Es sind dann immer mehr Mitglieder dazu gekommen. Es hat sich herumgesprochen, dass es ein guter Verein ist und das Interesse am Thema „Umwelt“ ist gestiegen.
Wolfgang Besgen war damals Vorsitzender des Bensberger Vereins und dann des Zusammenschlusses.
Ich lese bis heute die Zeitschrift „Bienen und Natur“.
Heute sind es schon ca. 120 Mitglieder im Verein und das Interesse an der Imkerei ist größer als früher.
Mein Sohn hat letzte Jahr meine Bienen übernommen. Er ist auch im BZV Bergisch Gladbach.
An wen verkaufen Sie Ihren Honig?
Meine Kunden sind überwiegend aus meinem Bekanntenkreis, dem Männergesangsverein Heimatklänge Nussbaum und der Nachbarschaft.
Meinen Honig fülle ich in D.I.B Gläser ab. Das ist ein Qualitätszeichen. Meine Kunden wissen und schätzen das, es sieht profihafter aus, als wenn Sie den Honig im Marmeladenglas verkaufen.
Erinnern Sie sich, wie es war, als sich die Varroamilbe in Deutschland verbreitete?
Ja, darüber haben wir im Verein gesprochen und zunächst mit Volb-ex Streifen behandelt. Die kamen auf die Rähmchen oben drauf und wurden angesteckt. Es qualmte und die Varroamilben fielen runter. Der Qualm setzte sich allerdings im Wachs fest, darum hat sich das nicht durchgesetzt. Es kamen neue Produkte und wir haben gelernt, einen Drohnenrahmen in der Beute zu lassen und regelmäßig zu schneiden, weil sich die Varroen besonders bei den Drohnen eingenistet haben.
Wir haben damals viele Völker verloren, zum einen durch die Varroen, zum anderen durch einen Virus.
Inwiefern hat die Imkerei ihr Leben bereichert?
Ein Hobby ist immer eine Bereicherung. Ich habe nicht nur geimkert in meiner Freizeit.
Ich war gleichzeitig in zehn bis zwölf Vereinen. Neben der Aktivität im Imkerverein war ich 50 Jahre lang Leiter der Pfadfinder in Bergisch Gladbach.
Ich war auch im Karnevalsverein aktiv. Zehn Jahre lang habe ich Trompete im Posaunenchor gespielt. Ich sammle deutsche Liederbücher und habe über 500 Stück.
Mir wird nicht langweilig!
Außerdem habe ich sechs Kinder. Jeden Sommer haben wir früher für vier Wochen den Betrieb geschlossen und sind in Urlaub nach Italien oder Spanien gefahren.
Jetzt reisen meine Frau und ich nicht mehr. Wir sind noch in der näheren Umgebung unterwegs. Hier ist es auch schön!
Gibt es noch etwas, was Ihnen am Herzen liegt, und was Sie weitergeben möchten?
In meinen Augen ist der Imker verpflichtet, sich nicht nur mit den Bienen zu befassen.
Das Wissen über die Zusammenhänge in der Natur, also der Pflanzen- und Tierwelt, machen erst den wahren Imker aus.
Wer imkert und dabei nur an den Honigertrag denkt, lässt besser die Finger davon!
Eine Leidenschaft von Adolf Zirden ist das Sammeln von deutschen Liederbüchern. So war es ihm ein besonderes Anliegen, diesen Liedtext zu teilen:

Das Interview führte Uta Henriksen
Hier ein Artikel, der zum 90. Geburtstag von Adolf Zirden im im Bergischen Handelsblatt im Januar 2024 erschienen ist:
